Das Topfhaus ist ein einzigartiges Dokument der über 350-jährigen Botanikgeschichte der Universität Kiel und zugleich ein herausragendes architektonisches Zeugnis der nationalstaatlichen Entwicklung Preußens zum Deutschen Kaiserreich in der Provinz Schleswig-Holstein.
Als Kernbau einer größeren Gewächshausanlage wurde es 1884/85 zusammen mit dem damaligen Botanischen Institut errichtet. Es diente nicht nur den Umtopfungen von seltenen und exotischen Pflanzen für den Botanischen Garten, sondern auch dem Bewässern und Beheizen der angegliederten Gewächshäuser. Im Topfhaus gab es Arbeits- und Aufenthaltsräume für die Gärtner, und es wohnte dort der Heizer.
Nach der Verlegung des Botanischen Gartens an die Leibnizstraße im Jahr 1984 wurden die angegliederten Gewächshäuser abgerissen, so dass nur der Kernbau mit Gärtner- und Heizerwohnung, den Umtopfräumen sowie einem vollen Kellergeschoss übrigblieb. Die Universitätsklinik nutzte das Gebäude für diverse Zwecke. Daraufhin stand es mehrere Jahre leer.
Um das sanierungsbedürftige Gebäude denkmalgerecht wiederherzustellen, wurde auf Initiative von Frau Edda Hinrichsen die „Topfhaus-Stiftung Kiel“ gegründet und dieser die Eigentumsrechte vom Land Schleswig-Holstein übertragen. Dank großzügiger Fördermittel für Denkmalpflege vom Land Schleswig-Holstein und vom Bund und mit Eigenmitteln konnte 2016 mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden.
In der ersten Bauphase musste das marode und undichte Flachdach samt Mauerkrone fast vollständig erneuert werden. Die eingedrungene Feuchtigkeit hatte der Bausubstanz stark zugesetzt. Für die Ausbesserung des Mauerwerks und den Einbau von möglichst originalgetreuen Fenstern und Türen wurden Kopien der Baupläne aus dem Architekturmuseum der TU Berlin herangezogen.
In der zweiten Bauphase ging es um die Rekonstruktion historischer Bausubstanz, den Wiederaufbau des alten Schornsteins sowie der leicht gewölbten preußischen Kappendecken im unteren Bereich. Es wurde ein Büro, eine Teeküche, ein kleiner Saal und der hohe Umtopfraum mit Galerie fertiggestellt. Die Treppenaufgänge wurden erneuert und die schmiedeeisernen Geländer nach alten Plänen wieder neu hergestellt. Die kaiserzeitliche Farbgebung im Erdgeschoss konnte nach originalen Vorbildern mithilfe einer Expertise des Landesamts für Denkmalpflege wieder rekonstruiert werden.
In einer dritten Bauphase wurde die Gesamtanlage inklusive Fußböden und Sanitäranlagen fertiggestellt, das Kellergewölbe ausgebaut sowie barrierefreie Zugänge mittels Hublift und Treppenlift geschaffen, eine Elektroanlage eingebaut und ein Fernwärmeanschluss gelegt.
Die Außenanlagen südlich des Topfhauses wurden ebenfalls fertiggestellt. Daran hat sich das benachbarte Universitätsklinikum beteiligt und einen Rollrasen und exotische Bäume anlegen lassen mit drei Themenbereichen, einem amerikanischen, einem asiatischen und einem europäischen Areal, wobei darauf geachtet wurde, dass die Pflanzen eine echte botanische Bereicherung darstellen. Seit 2020 schmückt ein Brunnen die südliche Fassade des Topfhauses.
-> zur Geschichte des Brunnens
-> zur weiteren Geschichte des Topfhauses
-> zur Geschichte des Topfhauses (Margita M. Meyer)
-> zur Geschichte des Alten Botanischen Gartens Kiel
-> zum Stadtarchiv Kiel - Fotoarchiv Kurzliste